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  • AutorenbildAndreas Matuschek

Veränderung: Die Persönlichkeitsentwicklung ist niemals abgeschlossen

Aktualisiert: 11. Jan. 2020

"Tiefe Charakterzüge und Verhaltensmuster, die sich über ein Leben lang entwickeln sind nicht nachhaltig veränderbar" hörte ich zuletzt. Diese Sichtweise drückt einerseits unser zutiefst menschliches Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Vorhersehbarkeit aus.

"Der Gedanke an die Veränderlichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids und ein Quell unendlichen Trostes." (Marie von Ebner-Eschenbach)

Unsere uns lieb gewonnenen Bezugspersonen von heute, sollen auch morgen noch die Gleichen sein. Etwas Struktur in einer scheinbar chaotischen, unberechenbaren Welt möchte schließlich jeder sein Eigen nennen. Andererseits könnte man das Eingangszitat auch deterministisch, also die Willensfreiheit verneinend, auffassen. Ohne unsere Willensfreiheit ist eine nachhaltige persönliche Veränderung nicht denkbar. Diese Sichtweise würde dann dem Potential der Veränderungsmöglichkeit im Menschen nicht gerecht werden. Im Folgenden möchte ich meinen Fokus auf die zweite Betrachtungsweise legen, um den Vorteil einer beständigen Persönlichkeit wird es vielleicht in einem anderen Beitrag gehen. Veränderung ist möglich, überall und zu jeder Zeit. Positive Veränderungen im Verhalten, im Gefühl, in unseren Gedanken, Motiven, Einstellungen, Werten und Glaubenssätzen sind ebenso möglich wie ein Wandel unserer charakteristischen Körpersprache, unserer Art zu kommunizieren, zu lieben, und die Welt zu betrachten. Nun möchte ich vier Gründe anführen, wieso positive, - was das ist, liegt natürlich im Auge des Betrachters - Veränderung nicht nur möglich, sondern unausweichlich ist.


1. Grund: Wie traurig wäre die Welt, wenn wir immer so bleiben müssten, wie wir bereits sind

Stellen Sie sich vor Sie wären heute genauso wie vor 5 Jahren, oder vor 10 oder 20 Jahren. Was für ein Bild sehen Sie? Was hören Sie? Was fühlen Sie? Ist die Vorstellung von Ihnen in der Vergangenheit exakt die gleiche wie am heutigen Tag, an dem Sie diesen Blog lesen? Sie werden sich sicherlich körperlich verändert haben. Und selbstverständlich sind Sie auch innerlich nicht mehr die Person wie vor einigen Jahren. Dies heißt wie erwähnt nicht, dass es nicht stabile Persönlichkeitsanteile gibt, die über Situationen und über die Zeit relativ gleichbleibend sind. Wenn Sie jeden Tag komplett anders in Ihrem Verhalten wären, dann wären Ihre Partner & Partnerinnen, Freunde und Familien, sowie Arbeitskollegen vermutlich ziemlich irritiert und sie wüssten nicht recht was mit Ihnen "geschehen" ist. Es würde ihnen schwer fallen sich auf ein charakteristisches, gewohntes Muster einzustellen und jede Begegnung mit Ihnen wäre ein komplett neues Kennenlernen, was kognitive und emotionale Ressourcen binden würde. Klingt ziemlich anstrengend. Aber wenn Sie nicht die Fähigkeit hätten, gemachte Erfahrungen über die Monate und Jahre in Ihre Persönlichkeit zu integrieren, an ihnen zu wachsen und sich zu entwickeln, dann wäre das eine ziemlich niederschmetternde Aussicht und Sie wären zur Wiederholung der immer gleichen Fehler verdammt. Unweigerlich muss ich da an die Ewige Wiederkunft denken, die Friedrich Nietzsche in "Also sprach Zarathustra" wie folgt beschreibt: "Alles geht, Alles kommt zurück; ewig rollt das Rad des Seins. Alles stirbt, Alles blüht wieder auf, ewig läuft das Rad des Seins." Negativ betrachtet würde dies bedeuten, dass Sie tatsächlich zur Wiederholung der gleichen Fehler verdammt sind. Positiv betrachtet jedoch, liegt in der Wiederholung der immer gleichen Dinge die Chance, so an Ihrem Verhalten und Ihrem mentalen Zustand zu arbeiten, dass die ewige Abfolge davon, bejahend und zufrieden angenommen werden kann. Meinen ersten Blog-Beitrag schloss ich mit dem Zitat "Was wir sehen, ist nicht, was wir sehen, sondern was wir sind" von Fernando Pessoa. Wenn Sie an die Möglichkeit zur Veränderung glauben, und Ihre Entscheidung dahingehend treffen, wird dies zu Ihrer inneren Wahrheit werden (im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung). Treffen Sie Ihre Entscheidung also mit Bedacht.


2. Grund: Der Mensch besitzt zu jeder Zeit bereits alle Kräfte und Ressourcen, die zur Veränderung notwendig sind

Sie können den Menschen einerseits auf eine defizitäre Art und Weise betrachten, mit all seinen Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Andererseits können Sie den Menschen auf eine humanistische Art und Weise betrachten, mit all seinem Potential, seinen Ressourcen, seiner Neugier und der unendlichen Energie für Wachstum und Veränderung. Wie Sie Menschen im Allgemeinen betrachten, ist Ihre Entscheidung. Ich habe mich für die humanistische Betrachtungsweise entschieden, was überhaupt nicht negiert, dass Menschen Fehler machen und Schwächen zeigen. Menschen können nicht alles gleich gut und hin und wieder irren sie sich und machen Fehler. Alleine der Umgang mit diesen Missgeschicken ist entscheidend. Sind Sie verzeihend und geben Menschen eine weitere Chance sich zu beweisen und sich zu verbessern, oder reduzieren Sie Menschen auf ihre Fehler, halten ihnen ihre Schwächen vor und bestreiten ihre Fähigkeit sowie ihren Willen zum Wachstum.


Johann Wolfgang von Goethe sagte einst: "Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun." Das Vorhandensein menschlicher Ressourcen ist meiner Meinung nach unbestritten. Die Herausforderung in meiner Arbeit als Berater, Coach oder Trainer ist diese Ressourcen zu aktivieren und die Klienten und Klientinnen von ihrer eigenen Stärke zur Veränderung und Wachstum zu überzeugen. Ich möchte meine Klienten motivieren und bestärken, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Im schlimmsten Fall bleibt alles beim Alten, im besten Fall jedoch werden sie reifer, entwickeln sich und lernen viel über ihr Leben.


3. Stillstand ohne Veränderung ist nicht möglich und gar widernatürlich

Im Neuro-Linguistischen Programmieren (NLP) heißt es, dass das, was wir mit unserer Kommunikation bewirken wollen, nicht durch uns, sondern durch die Reaktion beim Gesprächspartner entschieden wird. Sie haben lediglich die Möglichkeit die Reaktion Ihres Gegenübers zu erkennen und Ihre eigene Reaktion dementsprechend anzupassen. Im besten Fall in Richtung des gewünschten Verhaltens. Interaktionen sowie Kommunikation sind also in einem ständigen, sehr dynamischen Fluss.

Des Weiteren geht man im NLP davon aus, dass menschliche Beziehungen komplex sind und viele Dinge gleichzeitig passieren. Einfache Ursache-Wirkungszusammenhänge gibt es daher im echten Leben nicht. Sobald Sie mit anderen Menschen sprechen, reagieren diese unweigerlich auf Ihre Worte, sowie Gestik und Mimik, die Stimme etc.. Statik kann es in der Kommunikation daher nicht geben. Interaktion und Kommunikation sind stets dynamisch und verändern Sie unbewusst und unwillkürlich. Jeder von Ihnen kennt Streitigkeiten mit dem oder der Liebsten, wo am Ende des Streits nicht klar ist, wann die Situation entgleist ist. Beide werden hier sehr wahrscheinlich eine unterschiedliche Wahrnehmung haben. Und jeder von Ihnen kennt die Situation, wie wir unser Verhalten und unsere Stimmung verändern, abhängig davon ob wir beispielsweise unseren Gegenüber als sympathisch oder nicht wahrnehmen (z. B. einen zwielichtigen Gebrauchtwagenhändler versus einer freundlichen Einzelhandelsverkäuferin).

Wenn Veränderung im Kleinen (Reaktion von A --> Gegenreaktion von B --> Gegenreaktion von A usw.) möglich ist, dann ist sie es gewiss auch in größeren Zusammenhängen und in Teilen unserer Persönlichkeit und unseres Charakters. Dafür müssen wir nur manchmal aus unserer Komfortzone raus, denn "Veränderung wird nur hervorgerufen durch aktives Handeln." (Dalei Lama)

Werden Sie also aktiv und gestalten Sie Ihr Leben.


4. Jedes Verhalten hat in irgendeinem Kontext einen Sinn und Menschen haben stets eine gute Absicht

Dies sind weitere Vorannahmen im NLP, aber auch andere beratende, unterstützende sowie therapeutische Schulen, wie etwa die systemische Therapie, Beratung und Familientherapie haben diese Grundhaltung.

Viele Werke in der Literatur, wie etwa Goethes "Faust", "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson oder der "Steppenwolf" von Hermann Hesse

"Der seltsame Fall von Dr. Jekyll & Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson. #change #ambivalence #growth #resources #courage #integration #stepoutofyourcomfortzone

betonen die innere Zerrissenheit des Menschen. Ich kann das Lesen dieser Lektüren nur empfehlen, geben sie doch verschiedene Narrative über die Ambivalenz des Menschen. Nämlich die innere Anspannung aufgrund unterschiedlicher Wünsche, Gedanken und Gefühle, die zur gleichen Zeit in einem Menschen vorhanden sind.

Wenn Sie nun an die Vorannahmen aus dem NLP und der systemischen Beratung zurückdenken und diese als Basis nehmen, dann hat jedes negative Verhalten, welches aus der eben beschriebenen inneren Zerrissenheit entsteht, eine gute Absicht und Veränderung kann auch bedeuten, die gute Absicht hinter einem negativen Verhalten zu erkennen. Im Anschluss können Sie dann weitere Wahlmöglichkeiten entdecken, mit welchem veränderten Verhalten Sie die dahinterliegende positive Absicht auf konstruktiverer Art und Weise erfüllen. Ein möglicher Weg hierbei wäre der kreative Umgang sowie die Integration von verstoßenen, unliebsamen inneren Anteilen. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits die Integration von abtrünnigen, teils unbewussten Verhaltensweisen und Persönlichkeitsanteilen, und andererseits die Veränderung und das Wachstum einer Person in die gewünschte und stimmige Richtung.


Fazit

Sie haben nun ein paar Begründungen kennengelernt, welche stark an der Richtigkeit des Eingangszitats aus der zweiten Betrachtungsweise, der Unmöglichkeit von Veränderungen der Persönlichkeit, zweifeln lassen. Veränderung ist möglich! Lassen Sie sich nichts gegenteiliges einreden. Ebenso gäbe es noch eine Vielzahl von weiteren Gründen und Phänomenen, zur Erklärung wieso Veränderung möglich ist. Wir wollen es für den Moment bei den aufgeführten Gründen belassen, da dieser Blog-Beitrag für Sie mehr ein Impuls zum Aufbruch sein möchte und weniger die Welt der Veränderung in seiner ganzen Breite und Tiefe erörtert. Denn auch meine erörterten Punkte sind natürlich von eigenen Erfahrungen und meiner individuellen Wahrnehmung geprägt. Zusätzlich sind sie nur eine kleine Auswahl aus einer schier unendlich großen Anzahl an möglichen Betrachtungsweisen zum Thema Veränderung. Es ist meine Art und Weise die Geschichte über Veränderungsmöglichkeiten zu erzählen.

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"Es ist nie zu spät, unsere Vorurteile aufzugeben; auf keine Ansicht, keine Lebensweise, und sei sie noch so alt, kann man sich ohne Prüfung verlassen." (Henry David Thoreau)


Ihr Andreas Matuschek








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