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Exzellenz & Entwicklung - Volume III

Autorenbild: Andreas MatuschekAndreas Matuschek

++ Agilität ++ Resonanz ++ Leadership ++


Im dritten und vorerst letzten Teil der Mini-Serie Exzellenz & Entwicklung möchte ich Sie heute erneut dazu einladen, gemeinsam mit mir die Konzepte Agilität, Resonanz und Leadership kennenzulernen oder noch einmal neu zu entdecken. Nachdem es im ersten Teil um Offenheit, Selbstreflexion und Willenskraft ging, beschäftigt sich der zweite Teil mit Selbstfürsorge, Empathie und Gelassenheit. Wenn Sie diesen insgesamt neun Konzepten eine Chance geben, in Ihrem Alltag ihre Wirkung zu entfalten, dann sind Sie auf dem Weg zur persönlichen Exzellenz, Entwicklung und Reife bestens ausgerüstet. Aber nun zu den heute relevanten Konzepten. Beginnen wir mit der Agilität.


I. Agilität

Die Polarisierung des Begriffs Agilität wurde mir kürzlich erst wieder bewusst, als ich das Management eines Unternehmens supervidierte und ein Gesellschafter beim Begriff "agiles Projektmanagement" sogleich abwehrend und verstimmt reagierte und auch keinen Hehl daraus machte, dass er von der ganzen Sache nicht viel halte. Dabei steckt, wenn man einerseits den inflationären Gebrauch des Begriffs wohlwollend toleriert und andererseits die oberflächliche, dilettantisch oder gar falsche Nutzung des Konzepts ausklammert, eine Menge brauchbarer Inhalte in diesem kleinen Begriff. Denn es steckt beispielsweise ein großer Teil der VUCA-Welt in dem Ausdruck. Wer es bisher geschafft hat, der ebenso maßlosen Erwähnung dieses Begriffs auszuweichen, für den gibt es hier eine kurze Erklärung. VUCA ist ein englischsprachiges Akronym und steht für V = volatility (Volatilität bzw. Unbeständigkeit), U = uncertainty (Unsicherheit), C = complexity (Komplexität) sowie A = ambiguity (Mehrdeutigkeit). Wir leben also kurzum in einer unbeständigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Zeit und Entwicklungen wie die Globalisierung oder Digitalisierung sowie disruptive Technologien verstärken diesen Trend zusätzlich. Dieses Phänomen lässt sich nicht auf wenige Bereiche des menschlichen Daseins eingrenzen, sondern findet sich in allen Bereichen des menschlichen Denkens, Fühlens und Verhaltens. Ein agiles Mindset kann dabei unterstützen, nicht vom ungeordneten, sich ständig verändernden Chaos überrollt zu werden. Agilität meint dabei die geistige Wendigkeit, Flexibilität bzw. Anpassungsfähigkeit von zum Beispiel Unternehmen und Führungskräften bei unvorhergesehenen Ereignissen, neuen Anforderungen oder bei Veränderungen und notwendigen Entscheidungen im Allgemeinen. Hierzu empfehle ich auch meine Artikel zu Entscheidungen in komplexen Situationen und Veränderungen in Unternehmen.

Abb. 1: Die Wichtigkeit von Agilität bzw. Anpassungsfähigkeit formulierte bereits Charles Darwin: "Es ist nicht die stärkste Spezies die überlebt auch nicht die intelligenteste sondern eher diejenige die am ehesten bereit ist sich zu verändern."

Des Weiteren steckt in dem kleinen Wort Agilität die Fähigkeit auf neue Probleme nicht immer nur mit den altbewährten Methoden zu reagieren. Diese können sich abgenutzt haben, nicht mehr funktionieren oder sie können gar schädlich sein. Patienten und Patientinnen gibt man zur Therapie auch nicht einfach ein Medikament, welches vor 30 Jahren aktuell war, ohne neue Entwicklungen einzubeziehen und genauso empfiehlt man unterschiedlichen Hilfsbedürftigen mit unterschiedlichen Krankheiten auch nicht ein und dasselbe Medikament. Die Flexibilität im Denken, Fühlen und Handeln ist daher so wichtig, um der Welt nicht die immer gleichen Schablonen überstülpen zu wollen, nur weil diese bekannt sind und irgendwie halbwegs passend scheinen. Agilität benötigt also auch die Offenheit und Willenskraft, sich mit Energie und Neugier auf die Suche nach neuen Lösungen zu machen und diese immer wieder neu zu bewerten. Um die innere Skeptikerin bei Ihnen als Leser bzw. Leserin des Artikels zu beruhigen: Es geht hier nicht um Selbstoptimierung um jeden Preis, sondern darum, die Welt nicht einfacher zu machen, als sie ist und sich seiner Scheuklappen, Glaubenssätze und eingestaubten Methoden zur Lösung von Problemen bewusst zu machen. Sobald etwas bekannt und als veränderungswürdiges Thema identifiziert ist, lässt sich darauf reagieren. Agilität geht aber noch einen Schritt weiter, und lädt zum Agieren ein, anstatt nur zu reagieren - also sich proaktiv und präventiv der Welt und deren Phänomenen und Herausforderungen zuzuwenden und nicht nur abzuwarten, bis die Probleme aufdringlich an der Türe klopfen.


Schlussendlich ist Agilität auch für alle Perfektionisten und Perfektionistinnen aus nah und fern eine willkommene Unterstützung, weil sie beinhaltet, gewohnte Muster zu hinterfragen und auch einmal den nächsten Schritt, beispielsweise in einem Arbeitsprozess oder einem gesteckten Ziel, zu gehen, ohne auf die Vollendung zu warten. Es geht darum, den Mut aufzubringen, um sich und die Welt zu explorieren und auf dem Weg zum Ziel Fehler und Imperfektionen zu akzeptieren. Daneben geht es um die Gelassenheit und die Weitsicht, manchmal nicht alles von sich, sondern nur das Notwendige zu präsentieren und in den Prozess hineinzugeben. Ein gutes Pferd springt knapp (siehe hierzu auch das Pareto-Prinzip).


Den zu Beginn erwähnten Gesellschafter konnte ich im Gespräch davon überzeugen, sich die positiven Facetten der Agilität einmal genauer zu betrachten und für das Unternehmen nutzbar zu machen. Er bewies nebenbei erwähnt, durch die Offenheit sich mit unbekannten und neuen Inhalten zu beschäftigen, ein offenes und agiles Mindset.


II. Resonanz

Als ich vor einigen Jahren in der kleinen Gemeinde La Colle-sur-Loup im Süden Frankreichs als Student 14 Tage mit dem Soziologen Hartmut Rosa als Leitung der Arbeitsgruppe über Resonanz in der Literatur diskutierte, war mir nicht ansatzweise die Tragweite des Konzepts bewusst. Spannend fand ich das Konzept jedoch damals bereits, denn ich fühlte mich gleich von der Idee der Resonanz als Gegenkonzept zur Beschleunigung der Gesellschaft in allen Bereichen angezogen. Es geht um einen gesellschaftlichen Gegenentwurf zur Steigerungslogik der modernen Welt - also mehr von allem zu jeder Zeit. Resonanz bezieht sich auf einen Weg des guten Lebens, allerdings nicht nur durch die Betrachtung von Glück, Ressourcen und Optionen, sondern vielmehr in der Betrachtung resonanter Beziehungserfahrungen zur Welt und zu Menschen. Es geht zum Beispiel um zwischenmenschliche Beziehungen, die uns bewegen und berühren, um Beziehungen, in denen wir die Erfahrung von Selbstwirksamkeit machen. Durch gewinnbringende, ehrliche und authentische Erfahrungen mit Menschen aber auch der Welt im Allgemeinen (z. B. in der Natur), die wir als identitätsstiftend erleben, entsteht das Gefühl, welches als "Resonanz" bezeichnet wird. Wir stehen also praktisch mit der Welt und deren Bewohnern in echtem Kontakt und werden nicht von Oberflächlichkeit, Plattitüden und Nebenschauplätzen abgelenkt.

Abb. 2: Führungskräfte können durch ihre Vorbildfunktion und ihren Einfluss eine Menge zum gelingen von resonanten Beziehungen und erstrebenswerten Werten in Arbeitsteams beitragen. Denn: "Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben." (Viktor Frankl)

Es gibt einige eindrückliche Studien, die zeigen, dass beispielsweise in beruflichen Teams „Alpha-Gehabe“ und zu viele narzisstische Persönlichkeitsanteile unter den Teammitgliedern zu toxischen Beziehungen führen und der Wille zur Kündigung und beruflichen Umorientierung innerhalb des Teams erhöht wird. Unternehmen und Führungskräfte sind also gut darin beraten, resonante Beziehungen zu fördern und toxische Beziehungen im Zaum zu halten - dazu braucht es auch kein allumfassendes Konzept und die wissenschaftliche Erörterung des Konzepts der Resonanz. Oft reichen vermeintlich kleine Gesten, wie die Gratulation zu Geburtstagen, das aufrichtige Loben beim Einbringen von Ideen, aber auch die Einladung zu mutigem Experimentieren und der Akzeptanz von Fehlern im Verlauf. Dies ist alles noch kein Garant für resonante Beziehungen in Teams und es lässt sich auch nicht künstlich von 0 auf 100 aus dem Boden stampfen, es ist aber ein guter Nährboden, auf dem resonante Beziehungen gedeihen können. Mit aufrichtigem Interesse für Menschen, einer positiven, wertschätzenden Einstellung und dem Willen, eigenen destruktiven Anteilen auf den Zahn zu fühlen, gewürzt mit Geduld und Fehlertoleranz, kann ein Team im Unternehmen gesund und gewinnbringend für alle Akteure resonieren.


Folglich arbeite ich oft mit Führungskräften und Teams in Unternehmen daran, wie man aus der Führungsrolle im Speziellen, aber auch jeder oder jede Einzelne(r) im Team, dazu beitragen kann, resonante Beziehungen zu fördern - denn dies hat neben der kurzfristigen Verbesserung und Harmonisierung der Arbeitsatmosphäre, auch mittelfristige positive Effekte wie geringere Krankenstände, weniger Fluktuation und mehr Arbeitsmotivation der gesamten Belegschaft.


Wer das Konzept der Resonanz noch besser greifen möchte, dem sei das Buch "Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung" von dem Sozial- und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa empfohlen.


III. Leadership

Was zeichnet Menschen mit Führungsqualitäten aus? Zum einen Menschen, die im Leben offen und neugierig für Neues sind (Offenheit) und sich regelmäßig ehrlich und wertschätzend selbst reflektieren (Selbstreflexion). Überdies Menschen, die den Willen aufbringen, aus einem Strohfeuer der Motivation bei ausgewählten Projekten ein warmes, erhellendes und andauerndes Feuer zu kreieren (Willenskraft) und sich zudem um sich selbst kümmern, weil der eigene Wert gesehen und anerkannt wird (Selbstfürsorge). Außerdem Menschen, die empathisch auf Mitmenschen eingehen, da sie wirklich hören, was andere bewegt (Empathie) und für die Gelassenheit eine wahre Freundin auf der Reise des Lebens ist, um nicht alles bierernst zu nehmen und um über sich und andere Lachen zu können. Wenn dazu noch Distanzierung von eigenen Impulsen gelingt (Gelassenheit), dann - ja dann - würden wir wohl von sehr reifen Menschen sprechen. Diese Menschen wären wohl akzeptierte Vorbilder auf dem Weg über Barrieren, durch Herausforderungen und schwere Zeiten. Und wenn diese Menschen dann auch noch die Fähigkeit besitzen, flexibel im Denken, Fühlen und Verhalten zu agieren und unentwegt bereit sind, neue Lösungen für Probleme in einer komplexen, unsicheren Welt zu suchen (Agilität) und sich um ehrliche, authentische und gewinnbringende Beziehungen mit anderen Menschen und mit der Welt im Allgemeinen bemühen (Resonanz), dann würde wohl niemand bestreiten wollen, dass es sich um echte Leader handelt.


Was soll diese Erörterung zeigen? Erstens, dass Leadership nicht isoliert von den anderen Konzepten betrachtet werden kann, sondern sie die Voraussetzung für echte Führungsqualitäten sind. Generell bedingen, ergänzen und befruchten sich die unterschiedlichen Konzepte auf dem Weg zur Entwicklung und Exzellenz gegenseitig. Wenn ein Bereich angegangen wird, hat dies oft wünschenswerte Auswirkungen auf die anderen Bereiche. Zweitens, dass wer Menschen führen möchte, am besten erst mal vor der eigenen Haustüre kehren sollte. Treffend formuliert es Peter F. Drucker:


"Nur wenige Führungskräfte sehen ein, dass sie letztlich nur eine Person führen können und auch müssen. Diese Person sind sie selbst."


Auf dem Weg zum erstrebenswerten Leadership geht es nicht um die eigene Person herum, sondern mitten durch. Nur durch Persönlichkeitsentwicklung und Ausschöpfung der eigenen Potentiale, gelingt der Weg zur wahren Exzellenz.

Abb. 3.: “A person always doing his or her best becomes a natural leader, just by example.” (Joe DiMaggio)

Eine Führungskraft muss sicherlich nicht alle oben skizzierten Eigenschaften, Verhaltensweisen und Haltungen bis zur Perfektion beherrschen. Es geht vielmehr, um das Potential und die Bereitschaft, sich in diesen Bereichen weiterzuentwickeln. Führungsqualitäten zeigen sich auch nicht nur auf der großen Bühne im politischen Bereich oder auf der Managementebene in Organisationen und Unternehmen, sondern sie werden tagtäglich von Menschen in jedwedem Bereich gelebt. Etwa bei der gegenseitigen Rücksichtnahme im öffentlichen Raum, dem Halt und Struktur bieten, wenn Menschen in Not sind und im konkreten Verhalten mit unseren nächsten Mitmenschen zu Hause und in den Unternehmen.


Damit andere einem auf dem aufgezeigten Weg folgen wollen, ist eine Begeisterungsfähigkeit ebenso wichtig, wie eine Klarheit und Eindeutigkeit in der Sprache und im Handeln, damit man einen Teil zur Entwirrung der VUCA-Welt beiträgt. Eine Fokussierung auf Machbares und nicht das Verharren in Problemlagen zeichnet ebenso echte Leader aus. Ich möchte hier kein überhöhtes, unrealistisches und unerreichbares Bild von Leadership aufzeigen - und dennoch lässt sich dich Liste von erstrebenswerten Eigenschaften weiter fortsetzen. Selbst wenn wenige Menschen auf dem Weg zu Exzellenz und Entwicklung all die genannten Punkt bereits im großen Maß mitbringen, ist es doch allemal erstrebenswert, sich auf den Weg zu begeben. Denn am Ende ist es ja bekanntlich der Weg und nicht das Ziel, was das Leben als Ganzes auszeichnet.


IV. Fazit

Da ich unter III. Leadership bereits noch einmal alle wünschenswerten Konzepte auf dem Weg zur Exzellenz und persönlichen Entwicklung aufgezeigt habe, die für echte Leader, ebenso aber für jeden Menschen auf der Erde, sicherlich zu mehr Lebensqualität beitragen, möchte ich diese hier nicht noch einmal wiederholen. Auf der Reise zur persönlichen Reife und Wachstum stellen die neun vorgestellten Konzepte wichtige Ausrüstungsgegenstände und Begleiter dar und ich würde jeden dazu einladen, sich damit zu beschäftigen. Mit dem hiesigen Artikel endet die dreiteilige Reise - Ihre Reise geht aber, wenn Sie wollen, mit neuer Begleitung weiter.


Nicht jeder Tag ist wie gemacht für Exzellenz und Entwicklung und es ist genauso legitim, das Leben manchmal einfach nur fies, unfair und blöd zu finden und sich "über Gott und die Welt" zu ärgern. Ich möchte Sie nicht darin belehren, wie Sie sind oder sein sollten, sondern Sie dazu einladen, sich und das Leben, Ihre Gewohnheiten und Muster sowie Ihre Perspektive auf die Welt dann und wann zu hinterfragen, um mehr vom Leben zu sehen, zu verstehen und zu fühlen. Sie sind gut so, wie Sie sind.


„Man kann nicht jeden Tag Gutes tun, aber immer sein Bestes.“ (Karl-Heinz Karius)


Bei Rückfragen wenden Sie sich wie gewohnt gerne an mich.

Ihr Andreas Matuschek


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